Artikel der Pforzheimer Zeitung: „Goldstadt Privatklinik“ - Mit vier Fingern und einem Roboter Prostatakrebs operieren

01.02.2023

Pforzheim. Meine Hände verschwinden im Unterteil einer Steuerkonsole, die eher wie ein klinisches Sehtestgerät anmutet. Zwei Finger von jeder Hand tauchen in Schleifen ein, die Stirn presse ich an ein Polster und mit den Augen starre ich auf zwei kleine Monitore. Mit jeder Bewegung der Fingerpaare bediene ich zwei Zangen. Damit drehe und zerre ich an einem Teil eines blauen Gummihandschuhs. Nur liegt das Teil zwei Meter von mir entfernt auf einem Operationstisch im OP-Saal der Pforzheimer „Goldstadt Privatklinik“. Und die Zangen sind an den Enden von Roboterarmen befestigt.

Was ich als echter Grobmotoriker schon für Feinarbeit erachtet habe, rückt der Ärztliche Direktor der urologischen Spezialklinik, Prof. Dr. med. Sven Lahme, gleich wieder zurecht. OP-tauglich sind meine Bemühungen leider nicht.

Im Ernstfall sitzt er bei Roboter-assistierten da-Vinci-Operationen vor den flimmerfreien, dreidimensionalen Monitorbildern. Diese zeigen zum Beispiel die Prostata eines Patienten in bis zu zehnfacher Vergrößerung. Und dann heißt es mit höchster Vorsicht und Präzision im Körper eines nebenan liegenden Patienten feinste Blutgefäße oder Nerven zu umgehen – allein durch Fingerbewegungen an den unsichtbaren Steuerknüppeln in der Steuerkonsole.

Mit den Zangen und Schneidgeräten an den Roboterarmen wird der Prostatakrebs restlos entfernt, ohne viel umgebendes Gewebe zu beschädigen. Schließlich sollen bei solch einer OP die Erektionsnerven erhalten bleiben. Das kann nur der erfahrene Operateur erkennen und ausführen. Dabei wirkt die ganze minimal-invasive Operation verblüffend blutarm.

Expertenrunde live aus dem OP

Was ich als medizinischer Laie an einem Gummihandschuh testen durfte, können am 8. Februar Patienten, Interessierte und Fachleute bei einer Videokonferenz übers Internet live aus dem OP-Saal der Privatklinik an der Ispringer Straße erleben – an einem Modell. „Prostatakrebs: Diagnose und Behandlung mit Roboter-assistierter da-Vinci-Operation“ heißt das Thema des „Urologischen Forums“ der „Goldstadt Privatklinik“. Zu Expertenvorträgen und Vorstellungen von Untersuchungs- und Behandlungsmöglichkeiten können Teilnehmer der Videokonferenz über den Moderator live Fragen stellen.

Vorgestellt wird dabei mit Privatdozent Dr. Jörn H. Witt ein auf 20.000 Roboter-assistierte Operationen zurückblickender Pionier dieser Behandlungstechnik, der jetzt zum Team der „Goldstadt Privatklinik“ zählt.

Als Chefarzt am Pforzheimer Krankenhaus St. Trudpert etablierte Lahme dort 2008 gemeinsam mit Witt die OP-Robotik. Damals war Pforzheim erst der siebte Standort eines da-Vinci-Roboters in Deutschland.

INFOS

Die Teilnahme am „Urologischen Forum“ am 8. Februar, 19.30 bis 20.30 Uhr, zum Thema „Prostatakrebs – Diagnose und Behandlung mit Roboter-assistierter da-Vinci-Operation“ ist kostenlos. Alle Informationen für die Videdokonferenz übers Internet finden Sie unter goldstadt-privatklinik.de/forum

Autor: Thomas Kurtz

Artikel auf pz-news.de lesen

Back to overview