Medikamentöse Behandlung bei Nieren- und Harnleitersteinen

Mit medikamentöser Steintherapie können verschiedene Behandlungen gemeint sein. Fast jeder Patient stellt die Frage, ob man Nierensteine mit Medikamenten auflösen kann. Auch wenn dies natürlich äußerst wünschenswert wäre, ist ein „Auflösen“ leider nur bei einem kleinen Teil der Steine möglich. Hierbei handelt es sich um Harnsäuresteine; die Therapie wird als Chemolitholyse bezeichnet.

Befindet sich ein Stein bereits im Harnleiter, können Medikamente helfen, einen Steinabgang auf natürlichem Wege zu fördern. Diese Möglichkeit besteht bei kleinen Steinen, sofern die Schmerzen erträglich sind und sich die Labor- und Urinparameter innerhalb bestimmter Grenzen befinden. Dies wird als konservative Steintherapie bezeichnet.

Bei Patienten, die immer wieder Steine bilden, kann, je nach Steinzusammensetzung, die Einnahme von Medikamenten sinnvoll sein. Eine Medikamentengabe wird immer mit anderen Maßnahmen wie beispielsweise der Erhöhung der Trinkmenge oder einer Lebensstiländerung kombiniert. Diese Art der Vorbeugung wird als Steinmetaphylaxe bezeichnet und kann das Zeitintervall bis zum erneuten Auftreten von Harnsteinen verlängern oder die Bildung neuer Steine ganz verhindern. Hierfür ist eine enge Abstimmung mit dem behandelnden Urologen notwendig.

Was bedeutet Chemolitholyse?

Chemolitholyse bezeichnet das medikamentöse „Auflösen“ von Harnsteinen. Diese Therapie ist ausschließlich bei Harnsäuresteinen wirksam. Durch die Einnahme eines Medikaments erhöht sich der pH-Wert im Urin, man nennt dies Harnalkalisierung. Ist der Urin weniger sauer, können sich Harnsäuresteine wieder auflösen. Der pH-Wert kann mittels Teststreifen selbst bestimmt werden. Je nach Wert wird die Medikamentendosis angepasst, bis der pH-Wert zwischen 7,0 und 7,2 liegt. Dieser Wert muss für ein paar Wochen aufrechterhalten werden.
Um die Bildung neuer Harnsäuresteine zu verhindern, können harnalkalisierende Medikamente auch dauerhaft eingenommen werden. Der angestrebte pH-Wert sollte konstant zwischen 6,2 und 6,8 liegen. Außerdem ist die Absenkung der Harnsäurewerte im Blut sinnvoll. Positiv wirken sich neben der Entsäuerung eine Gewichtsabnahme und die Reduktion purinreicher Kost aus. Wenn dies nicht ausreicht, kann der Harnsäurewert im Blut auch medikamentös gesenkt werden. Dies geschieht im Rahmen der Behandlung einer Gichterkrankung, die ebenfalls die Folge erhöhter Harnsäurewerte ist.

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Autor

Prof. Dr. med. Sven Lahme
Facharzt für Urologie

Ärztlicher Direktor der Goldstadt-Privatklinik.
Spezialist für Urologie, Mini-PCNL und Roboter-assistierten Operationen mit dem da Vinci System.

Mitglied in wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Gutachter von wissenschaftlichen Fachzeitschriften.

Erstellungsdatum: 08.03.2020Änderungsdatum: 08.03.2020