Harnleiterspiegelung (Ureterorenoskopie, URS) bei Nieren- und Harnleitersteinen

Bei der Harnleiterspiegelung (Ureterorenoskopie, URS) handelt es sich um ein minimal-invasives Operationsverfahren, mit dem auf natürlichem Wege eine Spiegelung des Harnleiters und der Niere durchgeführt werden kann. Mittels URS können sowohl Steine als auch andere urologische Erkrankungen wie z.B. Harnleiterengen oder Tumoren diagnostiziert und behandelt werden.

Kurzinfo Harnleiterspiegelung (Ureterorenoskopie, URS)

Indikation Harnleitersteine, andere Erkrankungen des Harnleiters
Prinzip Zugang zu Harnleiter und Niere zur Steinentfernung auf natürlichem Weg
OP-Zeit ca. 30 min
Aufenthalt 1-2 Tage
Hinweis Vollnarkose zu empfehlen

Fragen zur Harnleiterspiegelung (Ureterorenoskopie, URS)

Die URS ist die Methode der Wahl für Steine, die sich im Harnleiter befinden. Ebenso können mittels eines flexiblen Instruments Steine behandelt werden, die sich im verzweigten Nierenkelchsystem befinden und eine Größe von 1-2 cm nicht überschreiten.
Bei größeren Steinen ist eine Mini-PCNL

Die Dauer einer URS ist von vielen Faktoren wie Größe, Lokalisation und Menge der Steine abhängig. Aber auch die individuelle Anatomie und Steinzusammensetzung können sich auf die Operationsdauer auswirken. Die Operation eines kleinen Harnleitersteins kann unter Umständen nur 15 Minuten in Anspruch nehmen. Die Entfernung eines großen Steins in einem schwer zugänglichen Nierenkelch kann 90 Minuten oder mehr betragen.

Der Zugang zu den Steinen erfolgt mit einem sehr dünnen und langen Instrument, dem Ureterorenoskop. Dieses wird über die Harnröhre in die Blase eingeführt. Dort werden entweder die rechte oder linke Harnleitermündung aufgesucht und dann das Instrument durch den Harnleiter bis in die Niere vorgeschoben. Flexible Instrumente können sogar „um die Ecke schauen“, damit selbst der hinterste Winkel des verzweigten Nierenkelchsystems inspiziert werden kann. Somit erfolgt der Zugang zu den Steinen in eleganter Weise auf natürlichem Weg.

Je nach Größe müssen die Steine zunächst zerkleinert werden, da sie als Ganzes nicht durch den Harnleiter passen. Dies geschieht mittels Laserzerkleinerung. Die Bergung der Fragmente erfolgt normalerweise durch ein sogenanntes Körbchen, welches als Geflecht aus feinsten Drähten den Stein „einfängt“.

Nach Entfernung aller Steine kann die Einlage einer sogenannten DJ-Schiene notwendig werden. Sie stellt nach der Operation den freien Harnabfluss sicher.

Eine Doppel-J-Schiene (DJ) ist ein weicher, dünner Kunststoffkatheter, der von der Niere durch den Harnleiter bis in die Blase reicht. So „schient“ dieser den Harnleiter und gewährleistet den hindernisfreien Abfluss des Urins. Der Name kommt daher, dass der Schlauch so geformt ist, dass er sich sowohl in der Niere als auch der Blase J-förmig kringelt, um ein Verrutschen zu verhindern. Andere Namen sind Pigtail- oder Harnleiterschiene und bedeuten das gleiche.

Das Legen einer DJ-Schiene ist immer dann notwendig, wenn ein Hindernis im Harnleiter überbrückt werden muss, um den freien Harnabfluss zu gewährleisten. Dies ist typischerweise dann der Fall, wenn ein Stein im Harnleiter festsitzt. Dieser verursacht einen Harnstau, der sich als Nierenkolik äußert und sehr schmerzhaft sein kann. Nicht immer ist die sofortige operative Entfernung von Harnleitersteinen sinnvoll, da der Harnleiter von Natur aus sehr zart ist. Dann muss vor einer Steinentfernung mittels URS die Einlage eines DJ erfolgen. Der DJ entschärft zum einen die Akutsituation, zum anderen sorgt er für eine Entspannung des Harnleiters. Die Steinentfernung kann dann um einige Tage verzögert stattfinden.

Nach der Steinentfernung mittels URS können Schwellungen des Harnleiters auftreten, die dann erneut einen Harnstau verursachen können. Oftmals ist deshalb vorsorglich schon während des Eingriffs die Einlage eines DJ notwendig, um nach der Operation Schmerzen vorzubeugen.

Eine DJ-Schiene wird typischerweise in Kurznarkose eingelegt. Dies erfolgt über eine Blasenspiegelung. In der Blase wird die Mündungsstelle des Harnleiters aufgesucht und der DJ am Stein vorbei bis ins Nierenbecken hochgeschoben.

Die DJ-Entfernung erfolgt mittels einer 1-2-minütigen Blasenspiegelung in lokaler Betäubung als ambulanter Eingriff.

Als häufigstes Risiko einer URS tritt in ca. 5-10 % eine fieberhafte Entzündung auf, die eine antibiotische Behandlung erfordert. Andere Komplikationen, wie beispielsweise schwere Harnleiterverletzungen, sind selten. Dies wird ausführlich im Gespräch vor der Operation besprochen.

Am Tag der stationären Aufnahme wird die URS durchgeführt. Nach der Operation wird für eine Nacht ein Blasenkatheter eingelegt. Die Entlassung erfolgt meist bereits am Tag nach der Operation. Schmerzen nach der URS sind nicht zu erwarten. Wurde eine Harnleiterschiene eingelegt, kann diese allerdings gewisse Beschwerden wie Dranggefühl oder Flankenschmerzen während des Wasserlassens verursachen. Ggfs. können bedarfsweise auch Schmerzmedikamente gegeben werden. Eine gewisse Blutbeimengung des Urins ist möglich und kein Grund zur Sorge.

Sinnvoll ist eine ambulante Kontrolluntersuchung ca. eine Woche nach Entlassung aus stationärer Behandlung. Wurde eine DJ-Schiene gelegt, muss diese dann auf jeden Fall entfernt werden.

Mit der URS kann eine Steinfreiheitsrate von ca. 90% erzielt werden. Im Regelfall ist hierzu nur eine Operationssitzung erforderlich.

Über diese Seite:

Autor

Prof. Dr. med. Sven Lahme
Facharzt für Urologie

Ärztlicher Direktor der Goldstadt-Privatklinik.
Spezialist für Urologie, Mini-PCNL und Roboter-assistierten Operationen mit dem da Vinci System.

Mitglied in wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Gutachter von wissenschaftlichen Fachzeitschriften.

Erstellungsdatum: 08.03.2020Änderungsdatum: 08.03.2020