Harnleiterverengung
Die Harnleiter verbinden die Nieren mit der Blase. Sind stellen also die Verbindungsrohre zwischen den Nieren und der Harnblase dar. Ausgeprägte Engen im Harnleiter führen zu einer Abflussbehinderung des Urins von der Niere zur Blase, was schwerwiegende Harnstauungen verursachen kann. Eine solche Harnleiterenge wird medizinisch als Harnleiterstriktur oder auch als Ureterstriktur bezeichnet. Zur Therapie stehen verschiedene operative Methoden zur Verfügung. Wenn der Urin in einem Harnleiter nicht mehr richtig transportiert werden kann, muss der betroffene Bereich operativ auf dem Wege einer Harnleiterneueinpflanzung (Ureterozystoneostomie) ersetzt werden.
Roboter-assistierte da Vinci Harnleiterneueinpflanzung bei Harnleiterenge
Eine Harnleiterrekonstruktion ist als offene Schnittoperation oder als Roboter-assistierte Harnleiterneueinpflanzung möglich. Die Roboter-assistierte da Vinci Harnleiterneueinpflanzung ist die bevorzugte Operationsmethode in der Goldstadt Privatklinik.
Fragen zur Diagnose und Therapie einer Harnleiterenge
Ureter ist der medizinische Fachbegriff für Harnleiter. Diese sind paarig angelegt und sorgen für den Abfluss des Urins aus den beiden Nieren in die Blase. Es handelt sich dabei um muskuläre Organe, die den Urin aktiv vom Nierenbecken in die Blase transportieren. Von der Blase fließt der Urin im Anschluss über die Harnröhre (Urethra) nach außen.
Da der Harnleiter natürlicherweise ein sehr schlankes Organ ist, können bereits kleine Veränderungen eine Enge verursachen. Kann der Urin nicht mehr aus der Niere abfließen, kann es zu einem gefürchteten Rückstau des Harns ins Nierenbecken kommen. Als Ursachen kommen eine Reihe von Erkrankungen infrage, so z.B. angeborene Ursachen, Infektionen, Harnleitertumoren oder Raumforderungen im Bauchraum. Ebenso können nach Harnsteinabgängen, Bestrahlungen oder operativen Eingriffen narbige Engen entstehen. Eine Harnleiterverengung kann auch im Rahmen einer Endometriose auftreten.
Bei entsprechender Einengung des Harnleiters kommt es zum Harnstau, in der Fachsprache genannt „Hydronephrose“. Tritt ein Harnstau akut auf, verspürt der Patient einen starken, kolikartigen Schmerz in der Flanke. Ein solcher akuter Harnstau stellt einen absoluten medizinischen Notfall dar und muss umgehend im Krankenhaus behandelt werden. Eine langsam einsetzende, chronische Stauung des Urins kann hingegen völlig unbemerkt bleiben. Unbehandelt können Nierenversagen sowie Infektionen bis hin zu lebensbedrohlichen Blutvergiftungen drohen.
Eine Harnleiterstriktur wird im Rahmen einer urologischen Untersuchung diagnostiziert. Verursacht die Harnleiterenge einen Harnstau wird dieser meist zunächst durch Einlage eines dünnen Harnleiterkatheters, einer Harnleiterschiene, einer sogenannten Doppel-J-Schiene (DJ), behandelt. Dies dient nur der sicheren Ableitung des Urins als Sofortmaßnahme, denn die Ursache wird hierdurch nicht behoben.
Zur besseren Beurteilung der Engstelle wird in der Regel eine Harnleiternierenspiegelung (Ureterorenoskopie, URS) in Vollnarkose durchgeführt. Der Zugang erfolgt mit einem sehr dünnen und langen Instrument. Dieses wird über die Harnröhre in die Blase eingeführt. Dort werden entweder die rechte oder linke Harnleitermündung aufgesucht und dann das Instrument durch den Harnleiter bis zur Enge bzw. in die Niere vorgeschoben. Somit erfolgt der Zugang in eleganter Weise auf natürlichem Weg. Bei relevanten Engen wird im Rahmen dieser Harnleiterspiegelung erneut eine Harnleiterschiene eingelegt.
Sind Harnsteine und Tumoren als Ursache ausgeschlossen worden, können je nach Lage der Enge verschiedene Eingriffe durchgeführt werden. Je nach Grunderkrankung, Alter und Allgemeinzustand kann es in bestimmten Fällen sinnvoll sein, auf eine größere Operation zu verzichten und die Harnleiterenge auf Dauer mit einer Harnleiterschiene (DJ-Schiene) zu versorgen. Diese muss dann regelmäßig gewechselt werden.
Harnleiterrekonstruktion im unteren Drittel des Harnleiters
Eine irreparable Harnleiterenge im unteren Drittel kurz vor der Blase stellt die häufigste Form einer Harnleiterstriktur dar. Es ist außerordentlich wichtig, die Nahtstelle spannungsfrei zu vernähen, da es nur so zu einer guten Heilung kommen kann. Ist das gesunde Harnleiterende zu weit von der Blase entfernt, muss man sich behelfen. In diesem Fall wird die Blase nach oben gezogen und an einem Muskel befestigt (Psoas Hitch Technik). Ist ein größerer Bereich betroffen, so wird die Engstelle entfernt und der betroffene Teil des Harnleiters wird durch Blasenwandgewebe ersetzt (Boari-Lappen-Technik). Das Harnleiterende wird neu in die Blase eingepflanzt.
Harnleiterrekonstruktion im mittleren Drittel des Harnleiters
Deutlich seltener finden sich Engen im mittleren Drittel des Harnleiters, wo die Harnleiterenden weder an das Nierenbecken noch in die Blase eingenäht werden können. Eine direkte Verbindung der Harnleiterenden birgt das Risiko einer erneuten narbigen Enge. Bei langstreckigen Verengungen kann keine spannungsfreie Naht der Enden erfolgen, weshalb ggf. ein kurzes Darmstück zwischengeschaltet werden muss (Ileuminterponat).
Harnleiterrekonstruktion im oberen Bereich des Harnleiters
Harnleiterengen am Übergangsbereich zur Niere kommen ziemlich selten vor und werden als Nierenbeckenabgangsenge bezeichnet. Hier erfolgt die sogenannte Nierenbeckenplastik als Möglichkeit zur Nierenbeckenerweiterung.
Kurzinfo Roboterassistierte da Vinci Harnleiterneueinpflanzung bei Harnleiterenge
Indikation | Harnleiterengen im Bereich vor der Harnblase |
Prinzip | Entfernung der Enge und Einnähen des Harnleiters in die Blase |
OP-Zeit | ca. 3 Stunden |
Aufenthalt | ca. 1 Woche |
Hinweis | Vollnarkose zu empfehlen |
Fragen zur Roboter-assistierten da Vinci Harnleiterneueinpflanzung bei Harnleiterverengung
Die stationäre Aufnahme zur Roboter-assistierten da Vinci Harnleiterneueinpflanzung erfolgt am Tag vor der Operation. Die Operation findet in Vollnarkose statt. Die minimal-invasiven Instrumente des Roboters werden in Schlüssellochtechnik in den Bauchraum eingebracht. Unter dreidimensionaler Sicht werden durch den Operateur der Harnleiter mit Enge sowie die Blase sorgfältig dargestellt und aus dem umliegenden Gewebe gelöst. Die Enge wird entfernt und das gesunde Ende in einer neuen Öffnung der Blase eingenäht. Bei dieser anspruchsvollen Prozedur leistet die roboterassistierte Operationstechnik beste Unterstützung. Die postoperative Betreuung erfolgt im Aufwachraum, bevor die Verlegung auf die Normalstation stattfindet. Der gesamte stationäre Aufenthalt dauert ca. 7 Tage. Die einliegende Harnleiterschiene, die der Schonung der Nahtstelle dient, muss im Verlauf noch mittels einer kurzen Blasenspiegelung in lokaler Betäubung entfernt werden.
Das A und O der Operation ist es, die Nahtstelle spannungsfrei zu vernähen, da es nur so zu einer guten Heilung kommen kann. Ist das gesunde Harnleiterende zu weit von der Blase entfernt, muss man sich behelfen. In diesem Fall wird die Blase nach oben gezogen und an einem Muskel befestigt (Psoas Hitch Technik). Muss man noch mehr Strecke gewinnen, wird ein Lappen aus der Blase zu einem Tunnel geformt und nach oben verlängert (Boari-Lappen).
Durch die 10-fache Vergrößerung lassen sich die anatomischen Strukturen deutlich besser darstellen als bei der konventionellen Laparoskopie. Im Vergleich zur herkömmlichen (Schnitt-) Operationstechnik resultieren ein besseres Ergebnis, geringerer Blutverlust und eine Verkürzung des stationären Aufenthalts. Außerdem treten bei einer Roboter-assistierten Operation weniger Schmerzen nach dem Eingriff auf.
Nein.
Neben den allgemeinen Risiken jeder Operation, wie Blutung oder Fieber, gibt es spezielle Risiken. Bei dem Eingriff wird der Harnleiter, der Natur nachempfunden, so eingepflanzt, dass bei voller Blase ein Rückfluss von Urin zur Niere verhindert wird. Dennoch kann dieser Ventilmechanismus versagen und über längere Zeit zu Nierenschäden führen. Eine Harnleiterstenose kann im Verlauf wieder auftreten und erneut einen Harnstau verursachen. Alle etwaigen Risiken des operativen Eingriffs werden vor der Operation in einem ausführlichen Aufklärungsgespräch besprochen.
Im Regelfall sind berufliche Tätigkeiten entsprechend einer Bürotätigkeit 3-4 Wochen nach der Operation wieder möglich. Sportliche Aktivitäten können nach 3 Monaten aufgenommen werden.
Die Harnleiterneueinpflanzung erfolgt in Vollnarkose. Aufgrund der kleinen Schnitte sind nach der Operation kaum Schmerzen zu erwarten.
Weitere Informationen im Video:
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Über diese Seite:
Autor
Ärztlicher Direktor der Goldstadt-Privatklinik.
Spezialist für Urologie, Mini-PCNL und Roboter-assistierten Operationen mit dem da Vinci System.
Mitglied in wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Gutachter von wissenschaftlichen Fachzeitschriften.