Transurethrale Resektion der Harnblase (TUR-B) und komplette Entfernung der Harnblase mit Harnableitung bei fortgeschrittenen Blasentumoren (Blasenkrebs) als wichtige Behandlungsmethode von Blasenkrebs durch Operation

Der erste Schritt der Behandlung von Tumoren der Harnblase (Blasenkrebs) ist das Abtragen des auffälligen Gewebes auf dem Weg durch die Harnröhre. Dabei wird mit einer elektrischen Schlinge das Gewebe spanweise abgetragen und zur feingeweblichen Untersuchung eingesandt (TUR-B). In Abhängigkeit vom feingeweblichen Ergebnis ist dann über die weitere Behandlungsmethode des Blasenkrebs zu entscheiden (Abwarten, Spülung der Blase mit Medikamenten, nochmalige TUR-B, operative Entfernung der Harnblase). Das Erkennen von Blasenkrebs kann durch die sog. Fluoreszenz-Zystoskopie erleichtert werden. In diesem Fall wird vor der Operation in der Klinik ein spezieller fluoreszierender Farbstoff in die Blase eingebracht.

Bei fortgeschrittenen Harnblasentumoren kann die komplette Entfernung der Harnblase notwendig werden, um den Patienten vom Blasenkrebs (Blasenkarzinom) zu heilen. Zur Harnableitung wird dann aus Patienten-eigenem Darm eine Ersatzblase rekonstruiert oder der Anschluss an ein Urinbeutelsystem hergestellt.

Ein Blasenkarzinom ist der fünfthäufigste Tumor beim Mann und der zehnthäufigste Tumor bei einer Frau. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Mann an Blasenkrebs erkrankt, ist ungefähr dreimal so hoch wie bei einer Frau.

Kurzinfo TUR-B

Indikation Entfernung von Harnblasentumoren / Blasenkrebs
Prinzip minimal-invasive Operation über die Harnröhre, Abtragen von Blasengewebe mit einer elektrischen Schlinge, ggf. Verwendung der Fluoreszenz-Zystoskopie
OP-Zeit ca. 30min
Aufenthalt 2-3 Tage
Hinweis Rückenmarks-Anästhesie oder Vollnarkose

Fragen zur TUR-B

Die transurethrale Resektion der Harnblase (TUR-B) ist die Behandlung der Wahl für alle erstmalig festgestellten Tumoren der Harnblase. Die häufigsten Formen der bösartigen Blasentumoren können mit der TUR-B im Regelfall vollständig behandelt werden. Die TUR-B kann bei Wiederauftreten von Blasentumoren praktisch beliebig oft wiederholt werden.

Die TUR-B ist ein minimal-invasives Operationsverfahren, das über die Harnröhre durchgeführt wird. Das Harnblasengewebe wird mit einer elektrischen Schlinge abgetragen. Das Gewebe wird feingeweblich untersucht, um im Falle von bösartigen Tumoren der Harnblase das genaue Tumorstadium zu ermitteln. In diesem Zusammenhang ist es von großer Wichtigkeit, dass bei der TUR-B auch tiefere Wandschichten erfasst werden. Je nach Befund kann am Ende der TUR-B eine Spülung der Harnblase mit einem Chemotherapeutikum durchgeführt werden, welche das Risiko für erneut auftretende Tumoren verringert. Am Ende der Operation wird ein Harnblasenkatheter eingelegt, der üblicherweise am 2. Tag nach der Operation entfernt werden kann.

Nein. Ein sehr geringer Anteil der bösartigen Blasentumoren ist bis in die Muskelschicht der Harnblase eingewachsen. Diese Tumoren können oft nur noch durch Entfernung der Harnblase oder im Einzelfall mit Bestrahlung behandelt werden. Aber für die allermeisten Harnblasentumoren ist die TUR-B, ggf. in Kombination mit einer Spülung der Harnblase mit Chemotherapie, die Behandlung der Wahl.

Durch Instillation eines Fluoreszenz-Farbstoffes in die Harnblase vor Durchführung der TUR-B kann während der TUR-B die endoskopische Beurteilung der Harnblase im normalen Weißlicht und zusätzlich im sog. Blaulicht erfolgen. In der Blaulicht-Zystoskopie können bestimmte Tumoren an ihrer leuchtend roten Farbe leichter erkannt und entfernt werden. Die Fluoreszenz-Zystoskopie ist eine neue Behandlungsmethode. Sie ermöglicht, dass man im Einzelfall sonst unerkannte Tumoren vollständiger entfernen und das Wiederauftreten von Tumoren verhindern kann.

Die bösartigen Tumore der Harnblase haben im Gegensatz zu den meisten anderen bösartigen Tumoren die Eigenschaft, häufig wieder aufzutreten. Dabei können neue Harnblasentumoren an allen Stellen der Harnblase entstehen. Je nach feingeweblichem Typ des jeweiligen Harnblasentumors beträgt die Wahrscheinlichkeit bis zu 50%. Aus diesem Grund ist es im Anschluss an eine TUR-B zu empfehlen, zunächst im vierteljährlichen und später halbjährlichen Intervall eine Tumornachsorgeuntersuchung mit Blasenspiegelung durchzuführen. Werden dann neue Tumoren erkannt, können diese im Regelfall gut durch neuerliche TUR-B behandelt werden. Um die Gefahr des Wiederauftretens von Harnblasentumoren zu senken, kann die Harnblase mit Medikamenten gespült werden.

Kurzinformation Entfernung der Harnblase (Zystektomie)

Indikation in die Muskulatur der Harnblase eingewachsener Tumor (muskel-invasives Urothelkarzinom der Harnblase)
Prinzip Entfernung der Harnblase (bei Männern zusätzlich auch der Prostata) und der zugehörigen Lymphknoten, Bildung einer kontinenten Ersatzblase unter Verwendung von Dünndarm, alternativ inkontinente Harnableitung über Urinbeutel (Ileum-Konduit) oder Anlage eines kontinenten Pouches
OP-Zeit 4-5 Stunden
Aufenthalt 10-14 Tage (je nach Art der Harnableitung)
Hinweis Anschlussheilbehandlung für 3 Wochen empfohlen

Fragen zur Diagnose und Therapie bei einer Zystektomie (Blasenentfernung)

Die Zystektomie bezeichnet in der Fachsprache die komplette operative Entfernung der Harnblase.

Die Hauptindikation für eine Zystektomie ist ein bösartiger Blasenkrebs, welcher über die Schleimhaut der Blase hinweg in die Muskelwand der Harnblase eingewachsen ist. Ebenso kann es bei der Diagnose eines gynäkologischen Tumors oder bei Darmkrebs notwendig sein, die Harnblase ebenfalls zu entfernen, um den Patienten vom Tumor zu heilen. Aber auch gutartige Veränderungen wie eine Schrumpfblase oder Fistelbildungen zwischen den Beckenorganen können eine Blasenentfernung notwendig machen.

Der von den Nieren produzierte Urin muss nach der Entfernung der Harnblase abgeleitet werden. Dies geschieht zumeist durch die Verwendung körpereigener Darmanteile, aus denen die Harnableitung rekonstruiert wird. Dabei wird unterschieden zwischen inkontinenten Harnableitungen wie z.B. dem Ileumconduit oder kontinenten Ableitungen wie z.B. der Ileum-Neoblase oder dem MAINZ-Pouch. Bei der inkontinenten Harnableitung ist nach dem Eingriff eine Beutelversorgung zum Auffangen des Urins notwendig, bei der kontinenten Harnableitung kann darauf verzichtet werden, allerdings ist je nach Operationsverfahren die Entleerung des Reservoirs mit einem Katheter notwendig.

Der stationäre Aufenthalt nach einer Blasenentfernung dauert ca. 2 Wochen. Je nach Art der Harnableitung schließt sich nach einem kurzen Aufenthalt zuhause eine kurze Kontrollphase von wenigen Tagen in der Klinik an bevor die Anschlussheilbehandlung – meist 3 Wochen Dauer – angetreten wird. Insgesamt muss mit einer Behandlungs- und Erholungszeit von 3 Monaten gerechnet werden.

Symptome Blasenkrebs

Welche Symptome hat man bei Blasenkrebs?

Blasenkrebs ist für den Betroffenen nicht leicht feststellbar. Als Hauptsymptom und Frühsymptom gilt das Auftreten von Blut im Urin. In manchen Fällen kommt es auch zu einer Reizung der Blase, die fälschlicherweise als Blaseninfekt gedeutet wird. Daher sollte ein vermeintlicher Blaseninfekt, der nicht innerhalb weniger Tage ausheilt, immer ärztlich kontrolliert werden.

Blasenkrebs tritt vorwiegend in der Altersgruppe von 50 bis 80 Jahren auf. Männer sind dreimal so häufig davon betroffen wie Frauen. Rauchen begünstigt die Bildung von Blasentumoren. Wird ein Blasenkrebs frühzeitig entdeckt, besitzt er eine gute Prognose auf Heilung.

Diese Symptome können auf Blasenkrebs hinweisen

  • Auftreten von Blut im Urin ohne begleitende Schmerzen
  • Blasenentzündung, die nicht innerhalb weniger Tage ausheilt
  • Harndrang


Treten die genannten Symptome auf, so sollte man einen Urologen oder eine urologische Spezialklinik aufsuchen, damit das Vorliegen von Blasenkrebs ausgeschlossen wird. Wird Blasenkrebs diagnostiziert, so muss umgehend die Behandlung eingeleitet werden, die eine möglichst vollständige Entfernung des Tumorgewebes zum Ziel hat.

Wissenswert

Der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung von Blasenkrebs ist Rauchen, sowohl aktiv als auch passiv. Der Verzicht auf Nikotin ist deshalb die beste Vorbeugemaßnahme vor Blasenkrebs.

Videos zum Thema Blasenkrebs:

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Oberflächlicher Blasenkrebs

Diagnose und Behandlung

Das oberflächliche Harnblasenkarzinom ist ein bösartiger Tumor der Blasenschleimhaut, der meist endoskopisch über die Harnröhre entfernt werden kann. Es wächst nicht in die Muskelschicht, kann aber an anderer Stelle der Blase oder des oberen Harntrakts wieder auftreten. Weitere Informationen dazu erhalten Sie in diesem Video.

  • Symptome: Blut im Urin, sichtbar oder mikroskopisch.
  • Diagnose: Blasenspiegelung, ggf. Röntgen oder MRT; Fotodynamische Diagnostik zur besseren Tumorsichtbarkeit.
  • Behandlung: Transurethrale Resektion (TUR-B), ggf. Laser; Tumorgrundbiopsie zur Abgrenzung von muskelinvasivem Tumor.
  • Rezidivprophylaxe: Spülung der Blase mit Mitomycin C oder BCG-Instillation, regelmäßige Blasenspiegelungen (anfangs alle 3 Monate).

Das oberflächliche Harnblasenkarzinom ist gut behandelbar, erfordert aber kontinuierliche Nachsorge, um neue Tumore früh zu erkennen.

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Blasenkrebs - oberflächlich oder muskelinvasiv?

Hier erfahren Sie alle wichtigen Informationen zu oberflächlichen und muskelinvasiven Harnblasenkarzinomen.

  • Definition: Oberflächliche Harnblasentumore wachsen nur in der Schleimhaut der Blase. Muskelinvasive Tumore reichen tiefer bis in die Muskulatur der Blasenwand und können Lymph- und Blutgefäße erreichen.
  • Symptome / Bedeutung: Muskelinvasive Tumore bergen ein höheres Risiko für Lymphknoten- oder Organmetastasen. Oberflächliche Tumore haben dieses Risiko nicht.
  • Behandlung
    • Oberflächlich: Entfernung über die Harnröhre mittels elektrischer Schlinge (transurethrale Resektion).
    • Muskelinvasiv: Meist vollständige Blasenentfernung mit Harnableitung, z. B. Neoblase oder inkontinente Ableitung.
  • Ziel: Oberflächliche Tumore vollständig entfernen, muskelinvasive Tumore behandeln und Metastasen verhindern.

Videos zum Thema Muskelinvasives Blasenkarzinom:

Prof. Dr. med. Sven Lahme erklärt Ihnen in diesen Videos Wissenswertes über unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten von Blasenkrebs, der bereits in die Blasenwand eingewachsen ist.

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STOMA

In diesem Video wird die Behandlung des muskelinvasiven Blasenkarzinoms genauer erklärt. Dabei muss die Harnblase vollständig entfernt werden und der Urin anschließend anderweitig abgeleitet werden.

  • Muskelinvasives Blasenkarzinom = Tumor der Blasenwand, hohe Metastasen-Gefahr
  • Behandlung: vollständige Entfernung der Harnblase (Zystektomie)
  • Ersatzmöglichkeiten für die Blase:
    • Neoblase: Ersatzblase aus Dünndarm, an Harnröhre angeschlossen
    • Inkontinentes Stoma (Ileum-Conduit): Urin über Darmstück in Beutel an Bauchwand
    • Kontinenter Pouch: katheterisierbares Reservoir unter Bauchdecke (Sonderform)
  • Inkontinente Harnableitung (Ileum-Conduit):
    • Harnleiter in kurzes Stück Dünndarm (ca. 10–12 cm) eingenäht → Verbindung zur Bauchwand
    • Dünndarmstück verhindert Narbenengstellen der Harnleiter
  • Vorteile:
    • Kürzere Operationszeit
    • Einfachere Handhabung, besonders für ältere oder pflegebedürftige Patienten
    • Geringeres Operationsrisiko im Vergleich zur Neoblase

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NEOBLASE

In diesem Video erfahren Sie alles rund um die Neoblase. Eine Ersatzblase aus Dünndarm, die nach Entfernung der eigenen Harnblase Kontinenz über Schließmuskel und Beckenboden ermöglicht.

  • Neoblase = Ersatz der Harnblase, an Schließmuskel und Harnröhre angeschlossen
  • Beschreibung:
    • Hergestellt aus ca. 45 cm Dünndarm; Darmenden wieder zusammengenäht
    • Dünndarmstück längs aufgeschnitten und zu Hohlraum geformt
    • Zwei kleine Zuführ-Schenkel für Harnleiter-Anschluss → verhindern Rückfluss
    • Urin fließt passiv in Neoblase, keine aktive Kontraktion → schwacher Harnstrahl möglich
  • Entleerung: oft Druck auf Unterbauch nötig, manchmal Katheterisierung erforderlich
  • Eigenschaften des Darms bleiben: geringe Rückresorption von Urinbestandteilen → Risiko für Stoffwechselveränderungen (z. B. erhöhter Säuregehalt)
  • Regelmäßige urologische Kontrolle erforderlich

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POUCH

In diesem Video erfahren Sie näheres zum Pouch, einem kontinenten Reservoir als Ersatz für die Harnblase.

  • Pouch = kontinenten Reservoir für Urin, nicht an Harnröhre angeschlossen
  • Beschreibung:
    • Urin wird über Verbindungsgang zur Bauchwand (z. B. Bauchnabel) gesammelt
    • Regelmäßige Entleerung mit Katheter nötig
    • Geeignet, wenn normaler Schließmuskel nicht funktioniert oder fehlt
    • Künstlicher Kontinenzmechanismus wird operativ angelegt
  • Herausforderung: zuverlässiger, reproduzierbarer Kontinenzmechanismus schwer realisierbar
  • Bevorzugt: Neoblase (kontinent, an Harnröhre angeschlossen) oder Ileum-Conduit (inkontinent)

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Über diese Seite:

Autor

Prof. Dr. med. Sven Lahme
Facharzt für Urologie

Ärztlicher Direktor der Goldstadt-Privatklinik.
Spezialist für Urologie, Mini-PCNL und Roboter-assistierten Operationen mit dem da Vinci System.

Mitglied in wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Gutachter von wissenschaftlichen Fachzeitschriften.

Erstellungsdatum: 08.03.2020Änderungsdatum: 01.12.2025