Nierenstau

Der Urin fließt von der Niere durch den Harnleiter in die Blase. Dabei wird der Urin durch den muskulären Harnleiterschlauch in einzelnen Portionen wellenförmig zur Blase transportiert. Da der Harnleiter sehr schlank ist, kann es leicht zu Abflusshindernissen kommen, die einen sogenannten Harnstau verursachen.

Fragen zur Diagnose und Therapie eines Harnstaus:

Ein Harnstau ist immer Folge eines Abflusshindernisses im Harnleiter.

Ursache sind in den allermeisten Fällen Harnsteine, welche von der Niere in den Harnleiter rutschen und diesen dann blockieren. Aber auch Raumforderungen im oder um den Harnleiter kommen in Betracht. Der Urin kann in beiden Fällen nicht von der Niere abfließen, man spricht auch vom Nierenstau.

Tritt ein Harnstau akut auf, verspürt der Patient einen starken, kolikartigen Schmerz in der Flanke, welcher in den Unterbauch oder die Genitalregion ausstrahlen kann, wie dies meistens bei Harnleitersteinen der Fall ist. Im Gegensatz dazu kann die langsam einsetzende, chronische Stauung des Urins völlig unbemerkt bleiben, so z.B. bei Raumforderungen im Harnleiter.

Mittels einer Ultraschalluntersuchung der Nieren kann man Erweiterungen des Nierenbeckenkelchsystems feststellen. Zur Unterscheidung zwischen einer möglicherweise harmlosen Erweiterung und einem echten Harnstau sind im Zweifelsfall Röntgenuntersuchungen notwendig.

Hier lautet die klare Antwort ja. Ein Harnstau ist unbedingt abklärungs- und meistens auch therapiebedürftig. Unbehandelt können Nierenversagen sowie Infektionen bis hin zu lebensbedrohlichen Blutvergiftungen drohen.

Akut wird ein Harnstau jedweder Ursache meist durch Einlage eines dünnen Harnleiterkatheters, einer sogenannten Doppel-J-Schiene (DJ), behandelt. Dies dient nur der Akuttherapie, denn die Ursache wird hierdurch nicht behoben. Die Folgetherapien haben dann etwas Zeit und richten sich nach der Ursache des Staus. Diese kann z.B. durch Steine, Nierenbeckenabgangs- bzw. Harnleiterengen, aber auch durch Tumoren bedingt sein.

Eine Doppel-J-Schiene (DJ) ist ein weicher, dünner Kunststoffkatheter, der von der Niere durch den Harnleiter bis in die Blase reicht. So „schient“ dieser den Harnleiter und gewährleistet den hindernisfreien Abfluss des Urins. Der Name kommt daher, dass der Schlauch so geformt ist, dass er sich sowohl in der Niere als auch der Blase J-förmig kringelt, um ein Verrutschen zu verhindern. Andere Namen sind Pigtail- oder Harnleiterschiene und haben dieselbe Bedeutung.

Eine DJ-Schiene wird typischerweise in Kurznarkose eingelegt. Dies erfolgt über eine Blasenspiegelung. In der Blase wird die Mündungsstelle des Harnleiters aufgesucht und der DJ am Hindernis vorbei bis ins Nierenbecken hochgeschoben. Die Schiene folgt sozusagen dem natürlichen Verlauf. Sollte die Einlage einer DJ-Schiene in seltenen Fällen nicht möglich sein, kann die Niere auch auf direktem, aber „künstlichem“ Weg über die Haut punktiert werden.

Die DJ-Entfernung erfolgt mittels einer 1-2-minütigen Blasenspiegelung in lokaler Betäubung als ambulanter Eingriff.

Über diese Seite:

Autor

Prof. Dr. med. Sven Lahme
Facharzt für Urologie

Ärztlicher Direktor der Goldstadt-Privatklinik.
Spezialist für Urologie, Mini-PCNL und Roboter-assistierten Operationen mit dem da Vinci System.

Mitglied in wissenschaftlichen Fachgesellschaften und Gutachter von wissenschaftlichen Fachzeitschriften.

Erstellungsdatum: 08.03.2020Änderungsdatum: 08.03.2020